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Basel 2 Keine Angst vor neuen Regeln

Basel 2 Keine Angst vor neuen Regeln

Für die Vergabe von Geschäftskrediten gelten künftig neue Regeln. Wie der Mittelstand davon profitieren kann.
Bisher war es einfach, in Zukunft wird es komplizierter. Aber wird es auch schwerer? Für viele Mittelständler ist die Antwort längst klar: Die neuen Spielregeln für Geschäftskredite bedrohen ihre Existenz. In Deutschland, so die Befürchtung, droht der Kreditnotstand.

Angstwort Basel II

„Kein Grund zur Panik“, beruhigt Frank Wallau, Vize-Geschäftsführer des Instituts für Mittelstandsforschung in Bonn. Tatsächlich aber sind die Zeiten vorbei, in denen Kredite unter vier Augen ausgehandelt wurden. Rating-Verfahren beurteilen nun die Zahlungsfähigkeit von Firmenkunden.

Dahinter steckt die Idee, das Finanzsystem in Europa krisenfest zu machen. Noch müssen Banken für jeden vergebenen Kredit, egal an welches Unternehmen, acht Prozent Eigenkapital vorhalten – ein einfaches, aber wenig marktgerechtes Verfahren. „Bonitätsstarke Firmen bezahlen die Kredite für Wackelkandidaten mit“, sagt Professor Stephan Paul von der Ruhr-Universität in Bochum.

Alte Regeln komplett überarbeitet

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat die bisher geltenden Finanzierungsregeln grundlegend überarbeitet. Die Kreditvergabe hängt künftig stärker von ökonomischen Risiken ab. Je nach Ausfall- wahrscheinlichkeit verändern sich die Kreditkosten – für Bank und Kunde. Entsprechend variieren die Zinsen: „Gute Adressen“ zahlen weniger, schlechte eben mehr. Die nach dem Sitz der BIZ genannten Richtlinien, Basel II, treten 2007 in Kraft.

Nur die Fakten zählen

Die Banken in Deutschland mühen sich redlich, Basel II den vermeintlichen Schrecken zu nehmen. Doch die Vorurteile halten sich hartnäckig. „Wir erfinden die Welt nicht neu”, sagt Birte Quitt, Leiterin Business Banking bei der Dresdner Bank. „Bei uns beruht schon seit mehr als zehn Jahren jede Kreditentscheidung auf einem Rating.“

Auch bei anderen Geldhäusern werden Firmen genau unter die Lupe genommen. Ein Rating ist schließlich nichts anderes als die Analyse der Stärken und Schwächen eines Unternehmens. Umso wichtiger wird es selbst für den gestandenen Patriarchen, sich künftig von seinen Finanziers in die Karten schauen zu lassen. Je nach Geschäft und Risiko gehören pro Halbjahr ein bis zwei Gespräche inzwischen zur betrieblichen Übung. „Das Gespräch mit den Banken ist kein Ausnahmezustand mehr, sondern finanzpolitischer Alltag“, sagt Thorsten Westhoff, Bundesvorsitzender der Wirtschaftsjunioren Deutschland.

Vertrauen schaffen

Noch aber befürchten Firmenchefs, dass die Banken nicht mit offenen Karten spielen. „Viele Mittelständler treibt derzeit die Angst um, dass sie keine Einzelheiten über ihre Bewertung erfahren und deshalb nicht angemessen reagieren können“, sagt Alexander Radwan. Der CSU-Politiker kümmert sich auf europäischer Ebene um die Umsetzung von Basel II.

Tatsächlich handhaben die deutschen Banken das Thema sehr unterschiedlich. „Wir werden mit unseren Kunden intensiv über ihr Rating-Ergebnis sprechen“, verspricht Dresdner-Bank-Managerin Birte Quitt. Andere Geldhäuser haben
sich noch nicht zu diesem Thema festgelegt.

Nützliche Rating-Verfahren

Ohne Zweifel sind die neuen bankinternen Rating-Verfahren noch besser in der Lage, die künftige Zahlungsfähigkeit eines Kunden einzuschätzen. Neben Kennzahlen aus dem Jahresabschluss gehen auch deutungsfreie qualitative Kriterien in den Bonitäts-Check ein. Quitt: „Wir legen Wert auf ein objektives
und präzises Ergebnis.“ Davon profitieren Kunde und Bank: Über die Branche weg sollen die Geldinstitute auch künftig nicht mehr als acht Prozent ihres Eigenkapitals für die Kreditvergabe aufwenden.

Charmant an Basel II ist, dass die Finanziers bei guter Arbeit weniger eigenes Geld einsetzen müssen. Je präziser Ausfallwahrscheinlichkeiten berechnet werden, desto genauer können die Institute individuelle Kredite kalkulieren. Das senkt
die internen Kosten – und beruhigt die Bankenaufsicht. Echte Einsparpotenziale. Erste Erfahrungen gibt es schon. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)staffelt bereits seit April ihre Unternehmenskredite nach Bonität. Je nach Kreditausfallrisiko und Sicherheiten bewegt sich der Zins zwischen 4,45 und 7,51 Prozent. „Die Unternehmer können Zinskosten aktiv durch Stärkung des Eigenkapitals und Sicherheitenstellung beeinflussen“, sagt Quitt. Billigere Kredite sind der Lohn guter Bonität und erstklassiger Sicherheiten.

(Quelle: FOCUS-MONEY)

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