Flexstrom. Ein Wort genügt, um 835.000 Gläubiger in ein ärgerliches Kapitel der Vergangenheit zurückzuversetzen. Diese Zahl an ehemaligen Kunden ist es nämlich, die noch heute auf eine Rückzahlung ihrer Gelder vonseiten des insolventen Energieanbieters warten. Die Frage stellt sich auch neun Jahre nach der Unternehmenspleite immer wieder: Gibt es Flexstrom News? Und: Wie realistisch ist eine Flexstrom Rückzahlung 2022?
Inhaltsverzeichnis
Wer war die Flexstrom AG?
Bei der Flexstrom AG handelte es sich um einen mittelständischen Stromanbieter beziehungsweise Stromdiscounter. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Berlin wurde 2003 von Robert Mundt gegründet und zählte zwischen 2011 und 2012 zu den größten unabhängigen Anbietern von Strom und Gas innerhalb Deutschlands. Zu Bestzeiten zählte Flexstrom mehr als 550.000 Kunden. Jedoch war diese Erfolgsgeschichte nur von kurzer Dauer. Bereits im Juli 2013 wurden nach Anmeldung der Insolvenz am 12. April 2013 entsprechende Verfahren gegen die Gesellschaften der Gruppe eröffnet. Zu den Involvierten zählen die Flexstrom AG ebenso wie die FlexGas GmbH, die OptimalGrü GmbH und die Löwenzahn Energie GmbH.
Dabei erinnert das Geschäftsmodell des Anbieters an ein weiteres Unternehmen, das Insolvenz anmelden musste: TelDaFax. Auch dieses setzte auf das sogenannte Prepaid System. Dieses ermöglichte den Kunden, ihr gewünschtes Strompaket selbst auszuwählen. Im Anschluss daran war die Bezahlung der darin enthaltenen Kilowattstunden per Vorkasse vorgesehen. Problematisch an dieser Praxis war jedoch: Kunden mit geringerem Stromverbrauch bekamen kein Geld zurückerstattet. Das versuchte Flexstrom mit dem DeutschlandsBest-Tarif auszugleichen. Dank ihm war es dem Anbieter möglich, bereits erhaltene Kundengelder trotz verbleibender Kilowattstunden zurückzuhalten. Wenig verwunderlich, dass diese Vorgehensweise Folgen haben sollte.
Die Flexstrom Insolvenz im Überblick
Im sogenannten Vorkassetarif mussten Kunden von Flexstrom Euro-Beträge in dreistelliger Höhe vor der gewünschten Leistungserbringung überweisen. Ihnen wurde versprochen, dass sie so von deutlich günstigeren Konditionen profitieren könnten. Überzeugend war das nicht. Dadurch kündigten zahlreiche Kunden bereits nach einem Jahr. In Folge ging das Geschäftsmodell des Energiediscounters nicht länger auf. Mehr noch: Nur kurz vor der Flexstrom Insolvenz wurde dieses Vorkassensystem durch die Bundesnetzagentur verboten. Fehlende Einnahmen und kaum vorhandene Rücklagen gaben letztlich den Ausschlag für die Firmenpleite.
Doch wer hatte tatsächlich Schuld daran? Laut Stromanbieter seien die Medien aufgrund einer falschen Berichterstattung für die Flexstrom Insolvenz verantwortlich. Auch auf die eigenen Kunden träfe das zu. Sie wären aufgrund der Medienberichterstattung ihren Zahlungsverpflichtungen nicht länger nachgekommen. In Summe soll es dadurch einen finanziellen Rückstand in Höhe von 100 Millionen Euro seitens der Verbraucher gegeben haben. War dies der Grund für die Flexstrom Insolvenz? Klar ist: Der Winter 2012 und Anfang 2013 war kalt. Dadurch bestand ein erhöhter Energiebedarf bei den Kunden. Flexstrom war dadurch gezwungen, mehr Energie einzukaufen. Die Mehrkosten konnte das Unternehmen jedoch nicht an die Verbraucher weitergeben.
Darüber hinaus verwies der insolvente Energielieferant auf die sogenannten Oligopolstrukturen. Sie besagen, dass viel Nachfrage von Kunden nur wenigen Anbietern gegenübersteht. Das sei ein Problem für kleinere Firmen, die von großen Unternehmen auf dem Markt überbietet werden können. Jedoch stellt sich die Frage, ob es sich bei Flexstrom mit zu dieser Zeit mehr als 550.000 Kunden um einen kleinen Anbieter im Sinne dieser Strukturen handelte. Das Pleiteunternehmen zumindest definierte sich so.
Flexstrom aktueller Stand – gibt es Neuigkeiten?
Das Geschäftsmodell der Flexstrom AG konnte sich nur wenige Jahre auf dem Markt behaupten. Was für ehemalige Kunden jedoch besonders schmerzt, ist die Dauer des Insolvenzverfahrens. Dieses ist selbst 2022 noch nicht abgeschlossen. So sind bis dato circa 835.000 Gläubiger von der unternehmerischen Pleite im Jahr 2013 betroffen. Nicht nur in der Geschichte von Deutschland ist dieses Ausmaß unerreicht. Aus diesem Grund überrascht es kaum: Die Verhandlungen sind auch neun Jahre nach der Insolvenz von Flexstrom aktiv. Ihr Ende ist selbst aus Sicht von Experten schwer prognostizierbar. Dabei können Gläubiger womöglich auf eine Flexstrom Rückzahlung hoffen. Jedoch werden die Beträge voraussichtlich überschaubar sein. In jedem Fall besteht vorsichtige Hoffnung. So konnte der Insolvenzverwalter Schulte-Kaubrügger über mehrere Gerichte insgesamt 40 Millionen Euro für die Gläubiger erstreiten.
Ist eine Flexstrom Rückzahlung 2022 wahrscheinlich?
Eine Flextstrom Rückzahlung wünschen sich alle Gläubiger. Das ist allzu verständlich. Jedoch stellt sich mit Blick auf das andauernde Insolvenzverfahren die Frage, ob sie 2022 wahrscheinlich ist. Hierauf kann es keine pauschale Antwort geben. Es kommt vielmehr darauf an, ob beim bankrotten Unternehmen Geld eingeklagt werden kann. So gibt es nach wie vor diverse Bemühungen, weitere Abschlagszahlungen von Flexstrom zurückzufordern. Jedoch lässt sich nicht ausschließen, dass der Insolvenzverwalter diese Beträge im Rahmen der Abschlussrechnung zurückfordern wird. Dieses Szenario ist insbesondere dann denkbar, wenn Kunden als Gegenleistung Strom erhalten haben. Jedoch empfiehlt sich unabhängig des Verfahrensausgangs: Wer kann, sollte sich Geld zurückholen.
Die Rückbuchung einer Lastschrift sei an dieser Stelle genannt. Sie ist innerhalb von acht Wochen nach Ausführung einer Abschlagszahlung über die eigene Bank möglich. Darüber hinaus empfehlen Verbraucherschützer, trotz Insolvenz eine Kündigung an den bankrotten Stromanbieter zu senden. Darin sollte eine erteilte Einzugsermächtigung der Beiträge widerrufen werden. Um eine sachgemäße Bestätigung der Kündigung sollten Kunden darin ebenfalls bitten. So sind sie zumindest in puncto Vertragsunterlagen auf der sicheren Seite. Selbst wenn dies im Flexstrom Fall nicht länger relevant sein sollte, spart dieses Wissen in Zukunft kostbare Nerven und Geld.
Der Fall Flexstrom – Geduld bleibt gefragt
Sensationell günstige Strompreise waren das Aushängeschild von Flexstrom. Über sie konnten sich Kunden jedoch nur kurzzeitig freuen. Was bleibt, ist ein über neunjähriges Insolvenzverfahren und viele verlorene Nerven. Dabei ist mit Blick auf die Auflösung der Unternehmenspleite auch weiterhin Geduld gefragt. Letztlich kann ein Ende des Verfahrens auch 2022 nicht abgesehen werden. Doch wie wahrscheinlich scheint eine Flexstrom Rückzahlung in Zukunft zu sein? Die Aussichten für Gläubiger bleiben von Hoffnung getragen. Gute Nachrichten sind im Rahmen der Flexstrom Insolvenz rar gesät. Schließlich meldete der Firmengründer und ehemalige Chef des Unternehmens ebenfalls Privatinsolvenz an. Das dazugehörige Verfahren ist bereits seit Juni 2017 abgeschlossen. Herr Mundt wird also nichts zahlen, da er gerichtlich bestätigt über kein privates Vermögen für die Begleichung von Gläubiger-Forderungen verfügt.
Anders könnte es jedoch bei den anderen Vorstandschefs sein. So ist es eventuell möglich, sie in Verantwortung zu ziehen. Schließlich müssen sie gewusst haben, dass es sich beim Firmenmodell von Flexstrom um ein sogenanntes Schneeballsystem handelt. In diesem müssen Kunden früher oder später Verluste hinnehmen. Daher bleibt abzuwarten, ob Gläubiger ihre ihnen zustehenden Gelder im Rahmen der Flexstrom Insolvenz zurückerhalten. Falls ja, fände damit einer der größten unternehmerischen Skandale in der deutschen Geschichte ein zumindest in Teilen zufriedenstellendes Ende. Das wäre wünschenswert, auch wenn das in absehbarer Zeit wenig wahrscheinlich ist.
Das Wichtigste auf einen Blick: Flexstrom Insolvenzverfahren Stand 2022
- Seit Juli 2013 dauert das Flexstrom Insolvenzverfahren an.
- Gläubiger haben bis dato noch nicht die volle Höhe ihrer gezahlten Abschläge zurückerhalten.
- Eine vollständige Begleichung der Forderungen ist unwahrscheinlich. Die Höhe der Flexstrom Rückzahlung wird dadurch gering ausfallen, sofern Gelder für die Gläubiger erstritten werden können.
- In Sachen Flexstrom Insolvenzverfahren Stand 2022 bleibt Geduld gefragt. Es ist weiterhin offen, wobei ein Ende selbst von Experten nicht prognostizierbar ist.
Der Fall des bankrotten Strom- und Energieanbieters Flexstrom zeigt: Bei einer Unternehmenspleite ist konsequentes Handeln gefragt. Dennoch lässt sich nie absehen, wie lange ein Insolvenzverfahren dauern wird. Auch die Aussichten auf Erfolg bleiben trotz intensiver Bemühungen oft vage. Verbraucher sollten dadurch besonders aufmerksam sein, wenn ihnen überdurchschnittlich günstige Preise oder attraktive Boni durch ein Unternehmen in Aussicht gestellt werden. Auch mit Blick auf die ehemalige Größe von Flexstrom zeigt sich das. Eine Pleite war damals eine unwirkliche Vorstellung. Schließlich zählte das Unternehmen zu seinen besten Zeiten über 550.000 Kunden in ganz Deutschland. Fußt das Geschäftsmodell jedoch auf unseriösen Praktiken, ist das Aus jeder Firma lediglich eine Frage der Zeit. Die Leidtragenden sind letztlich die ehemaligen Kunden. Bei Flexstrom ist das auch neun Jahre nach Beginn des Insolvenzverfahrens der Fall. Ein Ende scheint auch 2022 nicht absehbar zu sein.