Fitch ist eine der sogenannten „Großen Drei“ und gehört damit neben Standard & Poor’s und Moody’s zu den drei bedeutendsten Ratingagenturen der Welt, die vor allem in der internationalen Krise der Finanzmärkte mit ihren Beurteilungen eine große Rolle spielen. Gleichzeitig ist Fitch einer der sechs Ratingagenturen, die in Deutschland von der Finanz- und Börsenaufsicht anerkannt werden. Die Geschichte der Agentur beginnt 1913. Weltweit verfügt Fitch über insgesamt 51 Firmenstandorte, die Zentralen befinden sich in New York City und London. Auch in Deutschland, genauer in Frankfurt am Main, ist die Agentur mit seiner Tochtergesellschaft Fitch Deutschland vertreten. Zu den Aufgabengebieten des Unternehmens zählen die Analyse und die Bewertung der Kreditqualitäten von Banken, Unternehmen, Versicherungen, Verbriefungstransaktionen und auch von Staaten.
Historisches zu Fitch
Gegründet wurde die „Fitch Publishing Company“ 1913 in New York. Bereits 1924 führte man die bis heute geltende Ratingskala mit den Bewertungen „AAA“ bis „D“ ein, 1971 wurde diese Skala dann um Plus- und Minuszeichen modifiziert. Diese Zeichen erlauben eine feinere Untergliederung der jeweiligen Bewertungen und kennzeichnen zudem auf- bzw. absteigende Tendenzen. 1975, im gleichen Jahr wie Moody’s, hat Fitch den Status einer national anerkannten statistischen Ratingorganisation (kurz: NRSRO-Status) von der amerikanischen Wertpapier– und Börsenaufsichtsbehörde (SEC) erhalten. Im Jahr 1997 fusionierte die Fitch Publishing Company mit der britischen Ratingagentur IBCA Ltd., neben der New Yorker – wurde somit auch eine Londoner Firmenzentrale eröffnet. In der jüngeren Geschichte des Unternehmens eröffnete Fitch einen Firmenstandort in Frankfurt am Main (1999) und konnte die amerikanische Ratingagentur Duff & Phelps sowie das Ratinggeschäft der Firma Thomson BankWatch erwerben (2000). Heute ist Fitch mit 51 Standorten auf der ganzen Welt vertreten und beschäftigt weltweit circa 2.000 Mitarbeiter.
Das Ratingsystem von Fitch
Wie bei anderen großen Ratingagenturen, wie etwa S&P oder auch Moody’s, findet man beim Ratingsystem von Fitch eine Unterteilung in Long-Term- und Short-Term-Ratings, also in Bewertungen, die sich nach einer Lang- und einer Kurzzeitorientierung unterschieden. Als Bewertungsinstrumente werden dabei Buchstabenkombinationen von AAA bis D vergeben, die gegebenenfalls durch Plus- und Minuszeichen modifiziert werden können, um Tendenzen anzuzeigen und eine feinere Untergliederung zu ermöglich. Wie es auch bei anderen Agenturen der Fall ist, lassen sich auch die Ratings von Fitch grob in „investmentwürdig“ und „nicht-investmentwürdig“ unterteilen. Die Langzeitbewertungen richten sich zudem an Emittenten, gesellschaftliche Finanzverpflichtungen und öffentliche Finanzverpflichtungen, kurz: sowohl an Firmen als auch an Staaten.
Die Long-Term-Ratings von Fitch im Überblick:
Investmentwürdig / Sicher:
AAA: Schuldner höchster Kreditqualität, sehr geringes/kein Ausfallrisiko
AA+, AA, AA-: Schuldner guter Kreditqualität, leichtes Ausfallrisiko
A+, A, A-: Sichere Anlage, solange die gesamte Wirtschaftslage nicht beeinträchtigt wird und stabil bleibt
BBB+, BBB, BBB-: durchschnittlich gute Anlage, Probleme könnten auftreten, wenn die wirtschaftliche Gesamtlage sich verschlechtert
Nicht-investmentwürdig / Anfällig:
BB+, BB, BB-: spekulative Anlage, Ausfälle sind möglich, wenn sich die Wirtschaftslage im Gesamten verschlechtert
B+, B, B-: hochspekulative Anlage, Ausfälle sind bei Verschlechterung der Gesamtwirtschaftslage sehr wahrscheinlich
CCC: Ausfälle sind nur dann nicht zu erwarten, wenn sich eine äußerst günstige Entwicklung abzeichnen kann / bei Zahlungsverzug
DDD, DD, D: Bei Zahlungsausfall
Die Short-Term-Ratings, die von Fitch vergeben werden, lauten wie folgt (inklusive ihrer Entsprechung zu Long-Term-Ratings):
Investmentwürdig / Sicher:
F1+: entspricht AAA bis AA-, also herausragender bis guter Kreditqualität
F1: entspricht A+ und A, also einer sicheren Anlage, sofern die wirtschaftliche Gesamtlage stabil bleibt
F2: entspricht A- und BBB+, also einer sicheren bis durchschnittlich sicheren Anlage, abhängig von der Gesamtwirtschaftslage
F3: entspricht BBB und BBB-, also einer durchschnittlich guten Anlage, die von der Entwicklung der Gesamtwirtschaft abhängt
Nicht-investmentwürdig / Anfällig:
B: entspricht BB+ bis B-, also spekulativen bis hochspekulativen Anlagen
C: entspricht CCC, also dem Zahlungsverzug bzw. extrem spekulativen Anlagen, bei denen nur dann keine Ausfälle zu erwarten sind, wenn sich eine sehr günstige Entwicklung einstellen kann
Für die Bereiche DDD, DD und D, also den Zahlungsausfall, werden von Fitch keine Short-Term-Ratings vergeben.
Die Ratingkriterien von Fitch am Beispiel von Versicherungsunternehmen
Fitch präsentiert auf seiner firmeneigenen Webseite eine transparente Übersicht über die Kriterien, anhand derer beispielsweise Versicherungsunternehmen bewertet werden. Die Analyse der Finanzstärke wird von Fitch dabei sowohl anhand qualitativer als auch anhand quantitativer Aspekte in den Bereichen Branchenbeurteilung, organisatorische Analyse, operative Analyse, Beurteilung der Unternehmensleitung, Corporate Governance und Finanzanalyse angestellt. Dabei wird sowohl die finanzielle Lage des Unternehmens berücksichtigt, als auch eine mögliche Veränderung dieser Lage in Zukunft aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, analysiert. Dabei skizziert Fitch verschiedene Krisenszenarien, anhand derer dann bewertet werden kann, ob und inwiefern das Unternehmen in der Lage ist und bleibt, seinen Verpflichtungen gerecht zu werden.
Kritik
Wie auch die anderen Ratingagenturen, muss sich auch Fitch einer öffentlichen Kritik unterziehen. Dabei wird vor allem beanstandet, dass die Herabsetzung der Bonität von Unternehmen und Staaten nicht nur aufgrund von Berechnungen und Fakten, sondern auch aufgrund subjektiver Meinungen erfolgt. Bewertungsentscheidungen fallen nicht nur bei Fitch, sondern auch bei anderen Agenturen, nach Faktoren aus, die je nach Unternehmen und der generellen Marktlage der Branche, in dem das Unternehmen angesiedelt ist, schwanken können. Diese Lagen und Schwankungen werden von den Ratingagenturen nicht nur anhand von empirischen Analysen, sondern auch aufgrund langjähriger Erfahrung mit Marktentwicklungen, bewertet. Es handelt sich damit also um zukunftsorientierte Prognosen, die nicht immer vollständig faktisch untermauert sind und sein können.