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Freitag, April 19, 2024
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Droht ein Crash der Tech-Werte?

Wer sich mit Börsennews beschäftigt, stößt unweigerlich auf mahnende Stimmen, die vor einem baldigen Crash der Tech-Werte warnen. Nach den Tiefstständen im März haben insbesondere Tech-Aktien enorme Kurssteigerungen verzeichnen können. Droht nun ein Abverkauf großen Stils? Im Folgenden gibt es jeweils drei Argumente für und gegen die Crash-These.

Ja: Privatanleger stürmen den Markt

Blasen zeichnen sich dadurch aus, dass Privatanleger massenweise in Assetklassen strömen, sodass deren Werte unverhältnismäßig stark ansteigen. Diese Entwicklung lässt sich aktuell beispielsweise am Boom kostengünstiger Trading-Apps erkennen. Je steiler die Kursanstiege sind, desto schärfer muss auch die Korrektur bzw. der Crash ausfallen, sobald Zweifel und Angst in den Markt zurückkehren.

Ja: Irrationale Kursrallys – Nahrung für den Crash

In einem überhitzten Markt reichen minimal positive News, um unfassbare Kursanstiege zu verursachen. Das hat sich beispielsweise an den Rallys von Tesla und Apple gezeigt, nachdem die Unternehmen Aktiensplits angekündigt haben. Ihre Aktien sind dadurch optisch billiger und damit für Kleinanleger besser handelbar geworden. Dies genügte für kurzfristige Renditen, wie sie sonst in ganzen Jahren nicht zu erzielen sind. Und das, obwohl sich bei den Unternehmen fundamental durch die Ankündigungen nichts geändert hat.

Ja: Steigerungspotential schwindet

Der Markt hat 2020 vielen Branchen großes Zukunftspotential zugestanden. So haben beispielsweise die Hersteller von E-Autos wie Tesla oder Nio enorm zulegen können. Mittlerweile ist in den Kursen so viel Zukunftsphantasie enthalten, dass die Luft für weitere kurzfristige Kursanstiege immer dünner wird. Gemessen an der enormen Erwartungshaltung führen daher selbst gute Nachrichten häufig zu Gewinnmitnahmen. Schlechte News können hingegen massive Kurseinbrüche zur Folge haben – wie etwa jüngst bei Fastly.

Nein: Günstiges Umfeld für Aktien

Auch in nächster Zeit werden Aktien wahrscheinlich eine attraktive Anlageform bleiben. Solange es auf Sparguthaben kaum Zinsen gibt und auch Anleihen kaum etwas abwerfen, dürften Aktien weiterhin sehr gefragt sein. Notenbanken spülen jede Menge Geld in den Markt, das angelegt werden will. Es gilt das TINA-Prinzip: There is no alternative.

Nein: Corona als Gamechanger

Dass Tech-Aktien in den letzten Monaten enorm gestiegen sind, liegt daran, dass viele Unternehmen von der Corona-Krise profitiert haben. Dazu zählen beispielsweise Spieleentwickler, Online-Händler oder Anbieter digitaler Dienstleistungen. Die starken Kurszuwächse dieser Aktien lassen sich fundamental durch massive Umsatzsprünge rechtfertigen.

Nein: Überteuerte Tech-Werte sind die Regel

Dass die meisten Tech-Werte massiv überteuert sind, ist nichts Neues. Es wäre in den letzten Jahren jedoch ein Fehler gewesen, faire Bewertungen für den Einstieg abzuwarten, da es sie praktisch nie gab. Stattdessen ist der NASDAQ von einem Höchststand zum nächsten geeilt. Die Kursverluste infolge des Corona-Crashs konnte der Technologieindex in wenigen Monaten wieder komplett ausgleichen. Das spricht für das große Vertrauen, dass Tech-Werte bei Anlegern genießen. Kurzfristige Unsicherheiten, etwa infolge der US-Wahl, dürften daran nichts wesentlich ändern.

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