Der Fall Wirecard scheint um ein weiteres Kapitel reicher zu sein. Scheinbar intensivierte die bayerische Staatsregierung ihre engen Kontakte zu dem nunmehr insolventen Zahlungsdienstleister Anfang dieses Jahres, als sich die Verdachtsmomente bereits immer weiter verstärkten. So ließ sich die Regierung um Ministerpräsident Markus Söder von Wirecard bei der Bewältigung der Coronakrise helfen. Mindestens 30 Fälle stehen dabei mittlerweile unter Betrugsverdacht.
Die Annäherung zwischen der bayerischen Regierung und Wirecard begann bereits 2014, als sich mehrere Staatsminister von Wirecard-Managern auf Auslandsreisen begleiten ließen bzw. sich auf andere Weise mit ihnen trafen. Zuletzt war es im November 2019 zu einem solchen Treffen gekommen.
Wirecard bei Corona-Soforthilfe involviert
Während die Corona-Pandemie im April und Mai ihren ersten Höhepunkt in Deutschland hatte, setzte der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) vermehrt auf die Hilfe von Wirecard für die Bewältigung zahlreicher Soforthilfe-Anträge im Zusammenhang mit der Krise. Rund 6000 solcher Anträge wurden demnach von dem Unternehmen digitalisiert, um die zuvor handschriftliche Ausstellung zu beschleunigen. Dem Vernehmen nach verlangte Wirecard für diese Dienste kein Geld. Einer der Gründe hierfür war womöglich der Wunsch, das mittlerweile angeknackste Image in der Öffentlichkeit zu verbessern.
Wie sich nun jedoch herausgestellt hat, kam bei der Staatsanwaltschaft frühzeitig der Verdacht auf, Wirecard sei in einen Betrug im Zusammenhang mit Corona-Hilfen involviert gewesen. Demnach soll die Banktochter des Unternehmens Betrüger mit virtuellen IBANs versorgt haben und diesen so ermöglicht haben, sich Corona-Hilfen zu erschleichen.
30 Verdachtsfälle stehen im Raum
Soweit bekannt sind mittlerweile ca. 50 solcher Soforthilfe-Anträge, welche über ein virtuelles Konto der Wirecard Bank gestellt worden waren, an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet worden. Davon haben sich zwar 20 als berechtigt herausgestellt und konnten daher zwischenzeitlich ausbezahlt werden. Bei 30 Fällen laufen derzeit jedoch weitere Ermittlungen. Über die Höhe der Staatshilfen, um welche es hierbei jeweils geht, wurden bisher keine Angaben gemacht.