Die Stimmung in der deutschen Außenwirtschaft hat sich im Oktober signifikant verschlechtert. Grund hierfür ist die steigende Zahl an Infektionen mit dem Corona-Virus bei mehreren wichtigen Handelspartnern. Dies schürt Befürchtungen hinsichtlich einer nachlassenden Nachfrage. Allerdings sind bei Weitem nicht alle deutschen Industriezweige pessimistisch gestimmt. Daraus ergibt sich auch mit Blick auf 2021 ein sehr gemischtes Bild für die deutsche Wirtschaft.
Im Oktober sind die Ifo-Exporterwartungen der Industrie um 3,7 auf 6,6 Punkte gefallen. Dies hatte das Münchner Institut am Dienstag bekannt gegeben. Die Umfrage zu den Exporterwartungen wird einmal im Monat unter rund 2.300 Unternehmen durchgeführt. Als Hauptgrund für die sich verschlechternde Stimmung gilt der abermalige Vormarsch von Corona in zahlreichen europäischen Ländern.
Zweite Corona-Welle in Europa könnte Exporte abermals einbrechen lassen
In den vergangenen Wochen ist die Zahl der Corona-Infektionen in diversen europäischen Nachbarländern abermals signifikant angestiegen. Besonders die rapide steigenden Fallzahlen in für die deutsche Wirtschaft wichtigen Exportmärkten wie Frankreich, Italien, Großbritannien und Spanien werden aktuell von vielen Experten mit wachsender Sorge betrachtet.
In den Monaten nach Ausbruch der Corona-Pandemie musste die deutsche Exportwirtschaft bereits einen erheblichen Einbruch verkraften. Insgesamt brachen die deutschen Warenexporte in den ersten acht Monaten um rund 12,7 Prozent ein und beliefen sich damit nur noch auf 770,3 Milliarden Euro. In den letzten Monaten konnte eine Erholung bei den Ausfuhren verzeichnet werden. Käme es jedoch in den Ländern Europas erneut zu einem Lockdown, könnte sich dieser Trend wieder in sein Gegenteil verkehren.
Elektronikhersteller und Chemie trotz Corona optimistisch
Allerdings blicken keineswegs alle deutschen Exporteure den kommenden Monaten mit wachsendem Pessimismus entgegen. Während die Nahrungs- und Getränkeindustrie mit Sorgen auf einen erneuten Corona-bedingten Lockdown blickt, reagieren Hersteller von Elektronik sowie die Chemie-Branche deutlich gelassener. In beiden Branchen rechnet man auf absehbare Zeit vielmehr mit deutlich steigenden Umsätzen. Bei den Chemie-Unternehmen erreichte der Indikator sogar seinen höchsten Stand seit 2018.
Diese Entwicklung könnte die ohnehin bereits ungleich verlaufende Erholung der deutschen Wirtschaft weitergehend fragmentieren. Bisher konnte sich die Exportwirtschaft trotz der erlittenen Verluste besser von dem Einbruch im Frühjahr erholen als der inländische Konsum. Nun könnte es jedoch auch innerhalb der Außenwirtschaft zu einer stärkeren Unterteilung in Gewinner und Verlierer kommen. Solange jedoch kein Ende der Corona-Pandemie abzusehen ist, dürfte hinter jeder Konjunkturprognose für das kommende Jahr weiterhin ein großes Fragezeichen stehen.