Der Stuttgarter Autobauer Daimler lässt die Produktion von Personenwagen der Marke Mercedes-Benz in Brasilien auslaufen. Damit ziehen die Schwaben die Notbremse in dem südamerikanischen Land, das sich seit mehreren Jahren in einer Wirtschaftskrise befindet. Die schwierige wirtschaftliche Situation in Brasilien habe sich durch die Corona-Pandemie noch zugespitzt, was zu einem Absatzrückgang bei Oberklasse-Pkw geführt habe, teilte der Konzern mit.
Källenius will weltweit bessere Werksauslastung
Mit dem von ihm angestoßenen Konzernumbau will der neue Daimler-Chef Ola Källenius eine bestmögliche Kapazitätsauslastung aller Werke weltweit erreichen. Deshalb sei die Entscheidung gefallen, die Produktion für Pkw in Brasilien zu beenden. Von der Werksschließung seinen 370 Mitarbeiter betroffen.
Die Maßnahme hatte sich allerdings bereits im Vorfeld angekündigt. Schon vor einigen Monaten hatte sich ein für Brasilien zuständiger Daimler-Manager im „Handelsblatt“ skeptisch zum Automarkt im Land geäußert. Daimler will in dem südamerikanischen Land aber auch in Zukunft Lastwagen und Busteile fertigen, zieht sich also nicht ganz zurück.
Rückläufige Pkw-Neuzulassungen in Europa
Unterdessen brechen im EU-Automarkt die Verkaufszahlen weiter massiv ein. Verschärfte Corona-Maßnahmen in mehreren europäischen Ländern ließen im November die Zahl der in der Europäischen Union neu registrierten Autos im Vergleich zum Vorjahresmonat um 12 Prozent auf 897 692 Fahrzeuge sinken. Das berichtete der europäische Branchenverband ACEA am Donnerstag in Brüssel.
Bei Daimler sanken die Neuzulassungen in der Region im vorletzten Monat des Jahres um 15 Prozent. Damit waren die Stuttgarter das Schlusslicht unter den deutschen Autobauern. Bei VW betrug das Minus 13 Prozent, der Münchner Hersteller BMW verzeichnete ein Minus von 6,4 Prozent.
Im bisherigen Jahresverlauf liegen die EU-Neuzulassungen mit insgesamt rund 8,9 Millionen Autos rund 25 Prozent unter dem Vorjahreswert. Einen Lichtblick mit steigenden Neuzulassungen gab es lediglich im September, in den übrigen Monaten des Jahres sanken die Zahlen zum Teil erheblich. Schwächster Monat war der April. Im Monat des ersten Lockdowns brachen die Neuzulassungen in der EU um 76,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ein.