Wie die Nachrichtenagentur dpa-AFX berichtet, übernimmt die spanische Großbank Banco Santander, wie bereits bekannt geworden war, das Kerngeschäft des ehemaligen DAX-Konzerns Wirecard. Rund 500 Mitarbeiter des insolventen Zahlungsabwicklers will die Bank nach eigenen Angaben übernehmen. Mit dem Kauf der Sparte Wirecard-Zahlungsdienste für Händler will Santander die eigene Bezahltochter Getnet stärken, wie die Verwaltungsratschefin des spanischen Kreditinstituts Ana Botin in einem Statement erklärte. Die Kaufsumme des Deals wurden indes nicht bekannt. Die Banco Santander stellte auch klar, dass rechtlich keine Gesellschaften des deutschen Zahlungsabwicklers übernommen würden. Santander kaufe sich damit auch keine rechtlichen Risiken der in einen gigantischen Milliardenbetrug verwickelten Wirecard AG ein. Die Aufsichtsbehörden müssen dem Verkauf allerdings erst noch zustimmen.
Großteil der Jobs bleibt erhalten
Insolvenzverwalter Michael Jaffé betonte, dass die Spanier Technologie und Geschäftsbetrieb übernehmen wollen, sei ein gutes Zeichen. Damit könnte ein großer Teil der Mitarbeiter aus diesem Bereich ihre Jobs behalten, wie er am Montagabend in München mitteilte. Neben Santander hatte zudem der britische Mobilfunkanbieter Lycamobile um die Wirecardsparte mitgeboten.
Die Transaktion soll spätestens zum Jahresende 2020 vollzogen sein, das Insolvenzverfahren für den Skandalkonzern war vor drei Monaten eröffnet worden. Wirecard ist in die Schlagzeilen geraten, nachdem im Juni 2020 Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro bekannt geworden waren. Kurz darauf wurde der ehemalige Vorstandschef Markus Braun verhaftet und sitzt seither in Untersuchungshaft. Auch nach seinem früheren Vorstandskollegen Jan Marsalek wird per internationalem Haftbefehl gefahndet. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt gegen die beiden ehemaligen Vorstände sowie weitere Mitglieder des Managements wegen des Verdachts auf bandenmäßigen Betrugs und Untreue.
Untersuchungsausschuss läd Ex-Wirecard-Boss Braun vor
Der Wirecard-Untersuchungsausschuss des Bundestags will am 19. November seine ersten Zeugen vorladen. Zu diesem Zeitpunkt soll auch der frühere Wirecard-Vorstandschef Markus Braun erstmals vernommen werden.
Brauns ehemaliger Vorstandskollege Marsalek war bereits vergangenen Donnerstag im Ausschuss Gegenstand der Anhörung von Sachverständigen. Einer der Sachverständigen ist der Unternehmer Kilian Kleinschmidt. Dieser hatte bei einem Projekt in Libyen früher mit Marsalek zusammengearbeitet. Dabei sei es offensichtlich um eine Abschottungsaktion gegen Flüchtlinge gegangen, wie der SPD-Abgeordnete Jens Zimmermann berichtete.